Khaled Arman

Artist in Residence

Musik? – Verboten. Sie verlocke zu Unmoral und halte von religiösen Pflichten ab. Mit solchen Argumenten suchte das «Amt für die Verbreitung von Tugend und Eindämmung der Sünde» die Entfaltung einer freien musikalischen Produktion in Afghanistan zu unterbinden. Heute haben Schlagzeilen aus anderen Diktaturen die Bedingungen der Kulturschaffenden in Afghanistan überstimmt, doch dass unter der Herrschaft der Taliban 1996 bis Ende 2001 nur Hymnen auf tapfere Krieger und religiöse, nicht als Musik taxierte Gesänge erlaubt waren, hatte Folgen. Musikinstrumente, Kassetten und Abspielgeräte wurden in Razzien eingesammelt und öffentlich verbrannt. Musikerinnen und Musiker verliessen ihre Heimat, nicht zuletzt, um der traditionellen afghanischen Musik im Exil ein Überleben zu sichern.

Auch Khaled Arman (*1965) und seine Familie mussten aufgrund politischer, religiöser und gesellschaftlicher Repressionen ihre Heimat verlassen. Die Dichte an traditionellen und experimentellen Klängen und innovativen Einschlüssen im Werk des Interpreten, Komponisten und Arrangeurs haben uns angeregt, Khaled Arman als Artist in Residence ans Musikfestival Bern einzuladen. In Präsentationen, Konzerten, Gesprächen und Workshops erfahren sein Schaffen und seine Zusammenarbeit mit dem Ensemble Kaboul ein vielgestaltiges Portrait. Wir bieten die Gelegenheit, mit dem Musiker in Kontakt zu treten und der afghanischen Musik mit ihren traditionellen Ausdrucksformen und jüngsten Entwicklungen zu begegnen: eine lohnende Exkursion in geografische, kulturhistorische und soziale Kontexte.

Khaled Arman ist ausgebildeter klassischer Gitarrist und virtuoser Spieler der Rubab, einer Kurzhalslaute. Er lebt mit seinem Vater, dem Musiker Hossein Arman, und seiner Familie in Genf. Nachdem ihn bereits 1981 das Studium für klassische Gitarre ans Konservatorium nach Prag geführt hatte, sah er sich im Westen immer häufiger mit der Frage nach afghanischer Musik konfrontiert. Angeregt durch seinen Vater, der ihm eine afghanische Rubab nach Paris geschickt hatte, tauchte er in die Geschichte dieses Instrumentes ein. In der Zwischenzeit hat er es auch weiterentwickelt: Mit Luc Breton, einem Instrumentenbauer aus Morges, baute er eine neue Rubab. Khaled Arman arbeitet mit dem französischen Rockmusiker Alain Bashung und mit dem katalanischen Spezialisten für alte Musik Jordi Savall, mit den Renaissance-Spezialisten Vittorio Ghielmi sowie Didier Capeille zusammen. In Genf formierte sich 1995 das afghanische Ensemble Kaboul. Initiiert von Hossein Arman, tritt die Gruppe inzwischen mit grossem Erfolg auf Konzertbühnen der ganzen Welt auf.

Das Standardensemble setzt sich wie folgt zusammen: Khaled Arman (Rubab, Arrangements und Komposition), Hossein Arman (Gesang, Komposition), Osman Arman (Tula, Querflöte), Siar Hachimi (Tabla), Mashal Arman (Flöte und Gesang).

Unterstützt durch SüdKulturFonds

Khaled Arman und das Ensemble Kaboul am Musikfestival Bern

Donnerstag, 08. September, 17.30 Uhr: Präsentation im Rahmen des Eröffnungsakts

Donnerstag, 08. September, 22.00 Uhr: Spätkonzert Ensemble Kaboul


Freitag, 09. / Samstag, 10. September, 9.30–13.00 Uhr: Workshop «Zwischen Indien und dem Iran»


Freitag, 09. September, 18.00 Uhr: Film und Podiumsgespräch «L’ensemble Kaboul en Exil»


Sonntag, 11. September, 16.00 Uhr: Präsentation in der Museumsstrasse des ZPK