Tagesprogramm
ab 9.30 Uhr Universitätsbibliothek – Musikwissenschaftliche Tagung, «Die Kunst des Verklingens» (Teil II)
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ab 10.00 Uhr Hochschule der Künste Bern – Finale, Concours Nicati 2011
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18.00 Uhr Musikschule Konservatorium Bern – Ensemble Makrokosmos , «Nouveaux horizons, explorations»
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19.30 Uhr Kultur-Casino Bern – Berner Symphonieorchester, «Fugato»
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20.00 Uhr Zentrum Paul Klee – Merel Quartet, «Die grosse Fuge»
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22.00 Uhr Festivalzentrum – Kirill Zvegintsov spielt die 24 Präludien und Fugen op. 87 für Klavier von Dimitri Schostakowitsch, «Gebannte Musik»
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Freitag, 16. September
9.30 Uhr
Universitätsbibliothek
Vortragssaal
Eintritt frei
«Die Kunst des Verklingens» (Teil II)
Musikwissenschaftliche Tagung
Musik ist die flüchtigste aller Künste. Aus immateriellem Stoff gewoben, bringt sie keine dauerhaften Gebilde hervor, sondern akustische Ereignisse, die mit ihrem Entstehen bereits wieder verlöschen und nichts zurücklassen als eine Erinnerung, im besten (oder schlimmsten) Fall einen «Ohrwurm» im Gedächtnis des Hörers. Immanuel Kant fand dies «eher lästig als angenehm», während Johann Gottfried Herder bemerkte: «Im Kommen und Fliehen, im Werden und Gewesenseyn liegt die Siegskraft des Tons und der Empfindung.»
Das Symposion will dem Phänomen des Verklingens in verschiedensten Facetten nachgehen, sei es mit Blick auf jene Gattung, die das Moment der Flucht bereits im Namen trägt, nämlich die Fuge, oder hinsichtlich der Gestaltung von Pianissimo-Schlüssen und Echo-Effekten, aber auch unter Berücksichtigung philosophischer Aspekte, die sich von der Antike bis heute an das unentrinnbar Flüchtige der Musik knüpfen.
Eine Veranstaltung des Instituts für Musikwissenschaft der Universität Bern
Teilnehmende:
Hans-Joachim Hinrichsen, Zürich
«Flucht vor dem verpflichtenden Erbe? Die Kunst der Fuge nach Bach»
Dominique Ehrenbaum, Zürich
«Das Beste zum Schluss? Die Fuge in Beethovens Spätwerk»
Arne Stollberg, Bern
«Pflaumenweiche Enden? Die Dramaturgie des Pianissimo-Schlusses in Symphonik und Oper»
Ivana Rentsch, Zürich
«Bagatellen und andere flüchtige Gedanken. Zur Konjunktur des kurzen Klavierstücks im 19. Jahrhundert»
Anselm Gerhard, Bern
«Vom Zauber des Verklingens. Das Echo als Naturphänomen in Oper und Instrumentalmusik des 19. Jahrhunderts»
Doris Lanz, Fribourg
« ‹… celle qu’on entend, mais qu’on n’écoute pas.› Umgebungsmusik – Oder: Wenn Musik distinkter Wahrnehmung entkommen will»
Pietro Cavallotti, Basel/Berlin
«Decrescendo al niente. Verstummen als Topos in der Musik nach 1945»
Freitag, 16. September
10.00 Uhr
Hochschule der Künste Bern
Das genaue Programm sowie die Uhrzeiten sind ab September unter www.nicati.ch einzusehen.
Weitere Vorstellung: 17.09
Eintritt frei
Concours Nicati 2011
Finale
Der Schweizer Interpretationswettbewerb zeitgenössischer Musik für professionelle Musiker/innen bildet einen eigenständigen Programmpunkt im Musikfestival Bern. Die Konzerte finden tagsüber statt. Mit dem öffentlichen Vortrag der Bewerber/innen um den renommiertesten Schweizer Musikpreis bietet der Concours Nicati einen einzigartigen Einblick ins aktuelle Musikschaffen. Zu hören sind Kompositionen für verschiedene Instrumente, wobei die kurze Dauer der einzelnen Interpretationen ein vielfältiges Hörerlebnis bietet. Sowohl in der Vorrunde wie im Finale schliesst jeder Wettbewerbsbeitrag mindestens ein Werk eines Schweizer Komponisten oder einer Schweizer Komponistin ein.
Eine Veranstaltung der Association du Concours Nicati
Finale: Freitag, 16. / Samstag, 17. September, 10.00–11.00 Uhr, 11.30–12.30 Uhr, 14.00–15.00 Uhr, 15.30–16.30 Uhr (Änderungen vorbehalten)
Maximal acht Solist/innen oder Duos präsentieren ein Konzert von höchstens 50 Min. Dauer. Sie tragen Kompositionen vor, die nach 1950 geschrieben wurden.
Freitag, 16. September
18.00 Uhr
Musikschule Konservatorium Bern
Dauer: 1 Stunde 15 Min.
Preise: Fr. 30.– / 15.– (erm.)
Tickets
«Nouveaux horizons, explorations»
Ensemble Makrokosmos
Das Ensemble Makrokosmos erschliesst musikalische Wege, die aus dem engeren Kontext der Neuen Musik herausfallen. Allein die Besetzung des Ensembles, bestehend aus zwei Pianisten und zwei Perkussionisten, sprengt konventionelle Rahmen. Aus diesem Selbstverständnis arbeiten die Musiker im Rahmen des Musikfestival Bern mit Kompositionsstudent/innen der Hochschule der Künste Bern zusammen.
2009 und 2010 hat das Ensemble Aufträge an zwei Schweizer Kompo-nisten vergeben, deren Arbeitsweise sehr verschieden ist, die sich aber beide am Rande gängiger Tendenzen der Neuen Musik bewegen. Stefan Wirth berührt mit «Standard» eine Grenze zum Jazz, «Sous la voûte étoilée» von Xavier Dayer ist die Frucht eines interdisziplinären Abenteuers mit dem Filmemacher Carlo Ippolito rund um die Gestalt des Philosophen Giordano Bruno.
Eine Veranstaltung der Hochschule der Künste Bern und des Musikfestival Bern
Programm: Uraufführungen von Antoine Fachard, «L’instant, c’est déjà la solitude…» für zwei Klaviere; Rajiv Satapati, «Im Keim der Liebe erschlagen» für Konzertflügel, zwei Perkussionisten, zwei Pianisten; Mathieu Corajod, «Emportés par l’intempestif manifesté... vogue alors, vole!» für Klavier und Schlagzeug
Stefan Wirth, «Standard» für zwei Klaviere und zwei Schlagzeuge; Xavier Dayer, «Sous la voûte étoilée» für zwei Klaviere und zwei Schlagzeuge
Interpret/Innen: Ensemble Makrokosmos mit Ufuk Dorduncu und Bahar Dorduncu (Klavier), François Volpe und Sébastien Cordier (Schlagzeug)
Freitag, 16. September
19.30 Uhr
Kultur-Casino Bern
Prolog um 18.30 Uhr im Burgerratssaal mit Ivana Rentsch
Dauer: 2 Stunden
Preise: Fr. 80.– / 65.– / 55.– / 48.– / 30.– / 18.–
Weitere Vorstellung: 15.09
Tickets
«Fugato»
Berner Symphonieorchester
Mozarts Jupiter-Symphonie ist nicht nur wegen ihres einzigartigen Finales eine der meist gespielten und geliebten Symphonien überhaupt. Sie wurde früher auch die «Symphonie mit der Schlussfuge» genannt – und auf welch grosse Begeisterung gerade dieses Werk und dessen Finale seit seiner Entstehung stösst, gibt ein pathetisches Zitat von Kurt Pahlen aus dem Jahr 1978 bestens wider: «Hier kann uns Mozart selbst als Gott erscheinen, der nach freiem Willen Sternbilder in der Unendlichkeit des Weltraums schafft, zusammenfügt und lenkt. Die Grossartigkeit dieses Satzes entgeht keinem Hörer; aber sein volles Verständnis erschliesst sich nur den Eingeweihten, die diesem vollendeten polyphonen Geflecht, den Stimmen und Themen folgen können.»
War es bei Mozart die musikalische «Flucht» als Fuge, so erfuhren die beiden anderen Komponisten des Programms die Flucht in ihrer Biografie: Sowohl Bartók (aus dem faschistischen Ungarn) als auch Schnittke (aus der UdSSR) waren auf der Flucht vor den unerträglichen Verhältnissen.
Eine Veranstaltung des Berner Symphonieorchesters
Programm: Wolfgang Amadeus Mozart, Symphonie Nr. 41 C-Dur KV 551 «Jupiter» (1788); Alfred Schnittke, Violakonzert (1985); Béla Bartók, Konzertsuite zu «Der wunderbare Mandarin»
Interpreten: Berner Symphonieorchester unter der Leitung von Mario Venzago; Nils Mönkemeyer (Viola)
Freitag, 16. September
20.00 Uhr
Zentrum Paul Klee
Auditorium
Dauer: 1 Stunde 50 Min.
Preise: Fr. 38.– / 28.– / 18.–
Tickets
«Die grosse Fuge»
Merel Quartet
Beethovens «Grosse Fuge» für Streichquartett gehört zu den grossartigsten und rätselhaftesten Kompositionen überhaupt. Sie kennzeichnet die innere Flucht des Komponisten in anspruchvollste Abläufe und zugleich einen Ausbruch mit der Fuge als extravagantem Ausdrucksmittel. Ursprünglich 1825 als Finale zum Streichquartett op. 130 komponiert, löste sie Beethoven auf Drängen des Verlegers und einzelner Interpreten wieder heraus und publizierte sie als Einzelwerk. Von Beethoven selber als «Grande Fugue, tantôt libre, tantôt recherchée» bezeichnet, ist sie «gross» in ihrer Ausdehnung und Konzeption, einerseits freizügig, andererseits kunstvoll. In Bachs Fugen hatte Beethovens Werk das historische Fundament, in Sandor Veress’ Streichquartett sollte es seinen späten Nachhall finden. Das Merel Quartet aus Zürich nimmt mit seinem unüblich weit gefächerten Repertoire und seiner Intensität im Spiel bereits heute unter den jungen Kammermusikensembles eine Ausnahmestellung ein.
Eine Veranstaltung der Hochschule der Künste Bern und des Musikfestival Bern
Programm: Johann Sebastian Bach, drei Fugen aus «Kunst der Fuge»; Sandor Veress: 1. Streichquartett; Ludwig van Beethoven, Streichquartett B-Dur, Op. 130 (mit der «Grossen Fuge», op. 133)
Interpret/Innen: Merel Quartet mit Mary Ellen Woodside (Violine), Meesun Hong (Violine), Alexander Besa (Bratsche), Rafael Rosenfeld (Cello)
Eine Veranstaltung des Musikfestival Bern in Zusammenarbeit mit dem Zentrum Paul Klee
Freitag, 16. September
22.00 Uhr
Festivalzentrum
Dauer: 3 Stunden (inkl. Pausen)
Eintritt frei
«Gebannte Musik»
Kirill Zvegintsov spielt die 24 Präludien und Fugen op. 87 für Klavier von Dimitri Schostakowitsch
Machen Sie es sich bequem auf den Kissen des Theaterfoyers. Sie folgen Schostakowitschs Hommage an den verehrten Johann Sebastian Bach in der Interpretation des jungen preisgekrönten Pianisten Kirill Zvegintsov. Entstanden sind die vierundzwanzig Paarstücke in einer Zeit, die auch für den prinzipiell respektierten Komponisten voller irrationaler Gefahren war. Boten die barocken Strukturen einen Schutz vor dem «Dekadenz»-Vorwurf der sowjetischen Kulturhäscher? Und: Hat Schostakowitsch jemals ernsthaft an Flucht gedacht?
Mit den vierundzwanzig Präludien und Fugen entstand um die Jahreswende 1950/51 ein teils historisierendes, teils karikierendes, teils rätselhaftes Monument. Unter Schostakowitschs Hand erhob sich die Dur-Moll-Tonalität weit über die simple Traditionsnachfolge – sie war vielmehr künstlerische Wiederentdeckung, geriet zu einem neuen dramatischen Ereignis.
Der ukrainische Pianist Kirill Zvegintsov erhielt seine Grundausbildung in Kiew und studiert seit 2005 bei Tomasz Herbut an der Hochschule der Künste Bern. Er ging aus mehreren internationalen Klavierwettbewerben als Preisträger hervor, u.a. in Calgary (Honens Competition), Toronto (CCC Competition) und Würzburg (Bach-Wettbewerb) und wurde durch die Kiefer Hablitzel Stiftung ausgezeichnet.
Eine Veranstaltung der Hochschule der Künste Bern in Zusammenarbeit mit dem Musikfestival Bern
Programm: Dmitrij Schostakowitsch, 24 Präludien und Fugen op. 87 in der Art des Wohltemperierten Klaviers
Interpret: Kirill Zvegintsov (Klavier)